Ralf Wagner Leitfaden Volkswirtschaftslehre © 1996-2002
Kapitel 3a
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    3a. Elastizität von Angebot und Nachfrage
Elastizitäten   Anbieter und Nachfrager reagieren je nach Gut unterschiedlich mit ihren Mengennachfragen bzw. -angeboten auf sich verändernde Marktpreise. Die­ses Verhalten wird als Elastizität bezeichnet. Allgemein kann man die Elasti­zität mathematisch wie folgt beschreiben:
Elastizität = relative Änderung der Wirkung / relative Änderung der Ursache.
Man verwendet dabei die relativen Änderungen (in Prozent), um Ursache (z.B. Preis) und Wirkung (z.B. Mengennachfrage) vergleichbar zu machen. Ist eine Kausalität gegeben, lassen sich auch Elastizitäten ermitteln.
     
    Die Preiselastizität der Nachfrage (genauer die Elastizität der nachgefragten Menge bezüglich des Preis) wird errechnet:
bzw,

Da bei steigenden Preisen die Nachfrage zurückgeht, also negativ wird, erhält die ansonsten di­mensionslose PEN ein Vorzeichen. Ist es negativ, handelt es sich um "normale Nachfrage", die der vorher genannten Reaktion entspricht. Ist das Vorzeichen aber positiv, bedeutet das, daß bei steigenden Preisen auch gleichzeitig mehr Menge des Gutes nachgefragt wird. Dies ist z.B. beim sog. Snob-Effekt der Fall, also bei Gütern, die man nur deshalb kauft, weil sie teuer sind. Aber auch unter extremen Situationen können solche positiven PEN auftreten. So fand man z.B. heraus, daß in der Großen Depression der Brot­konsum beständig stieg, während gleichzeitig die Brotpreise stiegen. Die Er­klärung bestand darin, daß während dieser Krise Brot noch teurere Güter wie Fleisch ersetzen mußte und daher trotzt gestie­gener Preise als notwendiges Gut stärker verbraucht wurde. Läßt man das Vorzeichen außer acht, betrachtet man also nur die Beträge der Veränderungen von Preis und Menge, kommt man zu folgender Klassifizierung::

  • relative Mengenänderung > relative. Preisänderung: der Verbraucher kann oder will offensichtlich ausweichen und reagiert elastisch
  • relative Mengenänderung < relative Preisänderung: der Verbraucher ist auf das Gut angewiesen („Kaufzwang“) und reagiert unelastisch.

D.h. mit dem Zahlenwert nimmt die Elastizität zu. Im Intervall von 0 bis unter 1 spricht man von unelasti­schem, bei 1 vom sog. isoelastischen und im Bereich darüber von elasti­schem Verhalten.

     

Abbildung 3a-1: Unterschiedlich elastisch Nachfrager (Intervallanalyse
bzw. Bogenelastizität)

 
     
    Allerdings führt eine nähere Betrachtung der Berechnungsformel wie auch der Kurven selbst dazu, daß die Elastizität der Nachfrage für jeweils eine Nach­fragekurve sich auch mit jedem Punkt auf derselben ändert. Geht man von einer Intervall- bzw. Differenzenuntersuchung zu einer Punkt- bzw. Differentialuntersuchung über, ergibt sich eine Elastizitätsänderung mit minus Unendlich nahe dem Prohibitivpreis über zurückgehend elastisches Nachfrageveralten bis hin zu 0 nahe der Sättigungsmenge. Dies entspricht insofern der Alltagserfahrung, da hohe Zahlungsbereitschaften (Einkommen) eher elastisch reagieren und Nachfra­ger mit eher niedrigen Einkommen auf die Güter angewiesen sind, die sie kaufen können, d.h. diese verhalten sich eher unelastisch.
     
Abb. 3a-2: Änderung der Elastizität entlang der Nachfragekurve  
substitutive und komplementäre Güter

inferiore und superiore Güter

  Kreuzpreiselastizität

Untersucht man nicht nur ein Gut sondern das Nachfrageverhalten zwei mit­einander im Zusam­menhang stehender Güter, ist hier eine Elastizitätsuntersuchung möglich, welche die relative Mengenänderung in der Nachfrage nach dem Gut A zur relativen Preisänderung des Gutes B ins Verhältnis setzt. Diese Kreuzpreiselastizität (KPE) analysiert, wie sich die Nachfrage nach einem Gut ändert, wenn sich der Preis eines mit ihm verbundenen Gu­tes ändert. Sind beide Güter substitutiv, dann wird die KPE einen positiven Wert anneh­men, denn wenn der Preis z.B. für Butter steigt, wird auch die Nachfrage nach Margarine zunehmen. Sind die Güter komplementär, ist die KPE negativ.

Preiselastizität des Angebots

Analog zur Nachfrage läßt sich auch beim Angebot eine Elastizitätsuntersu­chung durchführen. Elastische Anbieter können z.B. bei sinkenden Marktprei­sen ihre Güter einlagern (Mengenreduzierung im Angebot) und auf eine bes­sere Marktsituation warten, unelastische (z.B. bei verderblichen Gütern) müs­sen unter bestimmten Situationen die Preise radikal reduzieren (je näher der Verfall rückt), um die vorhandene Menge noch verkaufen zu können (Verkaufszwang).
Aber auch Unternehmen, welche an der Kapazitätsgrenze produzieren reagieren bei steigenden Marktpreisen aufgrund der Mengenbeschränkung unelastisch.

Einkommenselastizität der Nachfrage

Die Nachfrage ist nicht nur vom Marktpreis sondern auch von den Einkom­men der Haushalte ab­hängig. Dabei gibt es Güter, die bei steigenden Ein­kommen stärker nachgefragt werden (superiore Güter) und Güter mit gegen­teiligem Verhalten (inferiore Güter).

     
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