Ralf Wagner
[16.12. 08 und 21.11. 09]

Die Arroganz eines Nobelpreispreisträgers
in Die Welt vom 16.12. 08

Angela Merkel weiß es und Peer Steinbrück weiß es. Die Finanzkrise ist keineswegs allein das Ergebnis  von Exzessen der Märkte – auch wenn das sehr gut zum medial vermittelten Zeitgeist passen und die Leistungen der staatlichen Retter noch größer erscheinen lassen würde.  Auslöser war die unselige antizyklische Wirtschafts- und vor allem Geldpolitik der USA zu Beginn des Jahrzehnts – ein Exzess des Staates. Begründet wurde diese hemmungslose Geldproduktion mit der Notwendigkeit, die aus damaliger Sicht „größte Wirtschaftskrise aller Zeiten“ im Gefolge des Platzens der Dotcom-Blase abzuwenden. Sie lieferte erst das Wasser, das aus den Wallstreet-Gremlins wahre Monster werden ließ.
Vielleicht ist es ja dieser Déjà-vu-Effekt, der Kanzlerin und Finanzminister im Angesicht neuer astronomische Summen zögern lässt – zu unserem Vorteil.
Und auch Paul Krugman weiß das. Den Beifall des späteren Bush-Kritikers für die Politik seines ersten Notenbankpräsidenten kann man ergoogeln - die Überraschung über deren Folgen auch. Sogar Nobelpreisträger können irren. Den Preis verdient haben sie, wenn sie dies selber erkennen – und vielleicht auch einmal schweigen.

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Das war im Dezember 2008. Und heute? Hier Erstaunliches aus dem Krugman-Blog der NYT:
"Denken wir einen Moment über die Geschichte zweier Länder nach. Beide haben eine heftige Rezession erlebt und dadurch Arbeitsplätze verloren - aber nicht im selben Umfang. Im Land A fiel die Beschäftigung um mehr als fünf Prozent und die Arbeitslosenquote hat sich verdoppelt. Im Land B sank die Beschäftigung nur um ein halbes Prozent und die Arbeitslosigkeit ist kaum höher als vor der Krise. Meinen Sie nicht, Land A könnte etwas lernen von Land B? Land A sind die Vereinigten Staaten, Land B ist Deutschland."
und die Welt am Sonntag ergänzt:
Dass Krugman die jetzt von ihm gelobte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Frühjahr noch wegen ihres Widerstands gegen überdimensionierte Konjunkturpakete als "Frau Nein" attackiert hatte, blieb unerwähnt.
weiterlesen:
http://www.welt.de/die-welt/politik/article5290023/Wer-zur-Hoelle-ist-Van-Rompuy.html

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